Stuntz

(Stontz), Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1433-1528 in Augsburg nachweisbar; 1494 Herrenstube. Den Aufstieg leitete Kaspar (I, † 1495/96) ein, den Burkhard Zink als ’Wagenmann’ (Fuhrmann) nennt. Kaspars Anschlagvermögen stieg von 100 fl im Jahr 1455 auf 3200 fl 1492 (90. Stelle); Details über seine Geschäfte sind unbekannt. 1458 vertrat er die Huckerzunft erstmals im Großen Rat, 1488-1495 saß er als Zunftmeister im Kleinen Rat. Sein Sohn Melchior († 1528) erwarb durch Heirat mit Magdalena Linck Zunftrecht der Kramer. Ab 1498 im Großen Rat, ist er 1508-1524 mit Unterbrechungen im Alten Rat nachweisbar. Durch seine zweite Ehe mit Magdalena Peutinger gelangte er 1494 auf die Herrenstube. Schon frühzeitig sind bei ihm Aktivitäten im Montansektor belegbar: 1484 erscheint er als Gewerke am Rheingrafenstein. Mit Merckel Hensel von Pfeddersheim betrieb er 1487 eine Schmelzhütte bei Kirchheimbolanden. Um 1485 wird in Augsburg eine Schmelzhütte der Stuntz erwähnt. Die Erzverhüttung war offenbar ein besonderes Geschäftsfeld der Firma, da Stuntz 1506 im Berggericht Stertzing-Gossensaß neben eigenem auch aufgekauftes Erz verschmolz. Gleiches ist in Kitzbühel erkennbar, wo er ebenfalls eine Schmelzhütte und Hammerwerke besaß. 1515 wurde mit Maximilian I. über Darlehen gegen Alleinbezug der dortigen Fronerze verhandelt. In Schwaz ist er 1507-1513 als Gewerke bezeugt (Gesamtproduktion 63.000 Mark Brandsilber). Auch hier betrieb die Firma ein Hüttenwerk, wobei sich Stuntz durch Darlehen die Verfügung über Teile seines Silberwechsels sichern konnte. Als Schwazer Faktor der Firma ’Melchior Stuntz & Mitverwandte’ fungierte 1508-1516 Franz Wagner. Die von der neueren Literatur behauptete Mitarbeit der Schwiegersöhne, besonders Simon Manlichs, erscheint nicht ausreichend geklärt. Für die späte Entwicklung der Firma werfen die Steuerdaten ungeklärte Fragen auf. Seit den 1480er Jahren sind bei Stuntz für die sechsjährigen Schwörsteuerintervalle (Steuer) meist Zuwächse von 3500-4500 fl fassbar. Die Stagnation 1504/09 dürfte durch die Stiftung der Stuntz-Kapelle bei St. Anna bedingt sein. Bislang nicht schlüssig zu deuten sind dagegen der Rückgang 1510/15 und besonders die Abbuchungen im Intervall 1522-1527 (1525: 14.000 fl; 1527: 2.000 fl), da Vermögensabtrennungen an die Erben nicht fassbar sind. Da Kaspar (II), wohl ein Bruder Melchiors, 1472 in Leipzig studierte, könnte ein Zusammenhang mit jenem Niklas Stuntz bestehen, der 1498 als Gewerke der ’Leipziger Bäckerzeche’ in Schneeberg genannt wird.

Literatur:

Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 5, 231, 329

A. Zycha, Zur neuesten Literatur über die Wirtschafts- und Rechtsgeschichte des deutschen Bergbaues, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 6 (1908), 85 ff., 232 ff.

Jakob Strieder, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg, 21935, 192-194

Richard Dietrich, Untersuchungen zum Frühkapitalismus im mitteldeutschen Erzbergbau und Metallhandel, in: Jahrbuch für Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 8 (1959), 105

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 1914

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 148, 198, Anh. 119-212

Gerhard Seibold, Die Manlich, 1995, 16 ff.

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 826 f.