Heiß

Künstlerfamilie

Autoren: Dr. Gode Krämer (1) , Ulrich Kirstein (2)

Stand/Quelle/Datum: 4.5.2010

  • 1) Johann, getauft 19.6.1640 Memmingen, begraben 14.2.1704 Augsburg, Maler, Zeichner. Ab 1655 Schüler der Brüder Hans Conrad und Johann Sichelbein in Memmingen. Nach Beendigung seiner Lehre ist ein Aufenthalt in Venedig anzunehmen. 1663/64 in Diensten des Herzogs von Württemberg in Stuttgart. 1669-1676 für die Reichsabtei Ochsenhausen tätig. 1677 Beisitz in Augsburg, seit 1686 in zweiter Ehe mit Maria Magdalena, vermutlich einer Tochter des Matthäus Küsel, verheiratet. Stand der von Joachim von Sandrart gegründeten Reichsstädtischen Kunstakademie nahe, entscheidend war jedoch der Einfluss Johann Heinrich Schönfelds. Nach Stetten u. a. Lehrer Johann Georg Knappichs und Gottfried Eichlers d. Ä. Drückte in vielen Bildern, verborgen hinter alttestamentarischen Themen (z. B. ’Josia zerstört die Götzenbilder’, 1675, Städtische Kunstsammlungen Augsburg, Inv. Nr. 12.433) seine protestantische Überzeugung aus. Eine Anzahl religiöser Werke findet sich in den evangelischen Kirchen Augsburgs (St. Anna, Barfüßer, St. Ulrich); besonders erwähnenswert die ’Taufe Christi’ in evangelisch Heilig Kreuz (1674). Eine Besonderheit in seinem Werk sind die Szenen in Bildhauerateliers, von denen es etwa zehn Beispiele gibt (eine davon Kunstsammlungen Augsburg, Inv. Nr. 11867) und in denen sich die gleichzeitige Akademie-Bewegung spiegelt. Heiß war außerordentlich produktiv. Qualitätsschwankungen in seinen Bildern lassen einen gewissen Werkstattanteil nicht ausgeschlossen erscheinen. Sieben Bilder und eine Zeichnung in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg.
  • 2) Elias Christoph, * 17.8.1660 Memmingen, † 1731 Trunkelsburg, Maler, Kupferstecher, Verleger. Sohn des evangelischen Superintendenten Johann Georg Heiß. Großneffe von 1), bei dem er in Augsburg lernte. Gilt als frühester Schabkünstler Süddeutschlands. Mit ihm beginnt die eigentliche Blütezeit der Schabkunst (Mezzotinto) in Augsburg, in die er vermutlich von Georg Andreas Wolfgang eingeführt wurde. 1703 vom König von Preußen nach Berlin berufen, kehrte er bald nach Augsburg zurück, wo er mit seinem Schwiegersohn Bernhard Vogel einen eigenen Verlag gründete. Als zeitweiliger Besitzer des Hauses Philippine-Welser-Straße 24 ließ er das heutige Maximilianmuseum mit Fresken des Tiroler Malers Melchior Steidl ausstatten. 1729 zog er sich auf sein Landgut Trunkelsburg bei Memmingen zurück und widmete sich seiner großen, von Stetten gerühmten Gemäldesammlung. Schuf insbesondere allegorische und religiöse Drucke (v. a. Thesenblätter) sowie Porträtstiche in ornamentalem Rahmen.

Literatur:

(1) Peter Königfeld, Der Maler Johann Heiß, 1982

Peter O. Krückmann, Die intensive Manier, in: Pantheon 52 (1994), 85-100

Andreas Tacke, Johann Heiß, in: Die Gemälde des 17. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum, 1995, 107-110

Andreas Link, Augspurgisches Jerusalem, 2009.
(2) Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 16, 1923, 317

Maria Lanckoronska, Die Augsburger Druckgraphik des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Augusta 955-1955, 1955, 352, 355

Augsburger Barock, 1968, 197 f.