Augsburger Georgsspiel

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Spätmittelalterliches Legendenspiel (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Cod. H 27). Das Handlungsgerüst entspricht ziemlich genau dem ersten Teil der Georgslegende in der ’Legenda aurea’ des Jacobus de Voragine, wo erzählt wird, wie der Ritter Georg aus Kappadokien die libysche Stadt Silena von der Bedrohung durch einen Drachen in dem Moment befreit, als nach vielen anderen Kindern die Tochter des Königs dem Ungeheuer geopfert werden soll. Durch diese Tat kann Georg zuerst die Königstochter und dann auch die ganze Bevölkerung des Landes zum Christentum bekehren. Änderungen gegenüber der Legende wie die himmlische Sendung Georgs, die Stilisierung des Drachen als ’pösser tewffels hund’ und die Einschaltung von Gebets- und Predigtpassagen dienen der Katechetisierung des Publikums, das sich im bekehrten libyschen Volk wiedererkennen kann. Die Aufzeichnung (datiert 1486) steht nicht im Zusammenhang mit einer Aufführung (etwa in St. Georg?), sondern entsprang dem Sammelinteresse des Augsburger Kaufmanns Claus Spaun, der den Codex aus verschiedenen zum Teil älteren Faszikeln zusammenbinden ließ. Die Handschrift enthält außer dem Augsburger Georgsspiel noch das Augsburger Heiligkreuzspiel und geistliche Lehrgedichte, Sentenzen und Sprüche zu den Themen Weltverachtung und Memento mori sowie zahlreiche Fastnachtspiele. Die Handschrift, die Anfang des 17. Jahrhunderts im Besitz der Welser war, gelangte über den Bankier G. W. von Halder in die Staats- und Stadtbibliothek.

Literatur:

Elke Ukena, Die deutschen Mirakelspiele des Spätmittelalters 2, 1975, 359-451

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1, 21978, 319-321

Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters, 1986, 49-51

Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache 1, 1988, 250.