Augsburger Bibelhandschrift

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Neues Testament einschließlich des apokryphen Nikodemus-Evangeliums in der ältesten erhaltenen deutschen Übersetzung (14. Jahrhundert) des Gesamtkomplexes. Die Handschrift (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. 3) wurde von drei nicht näher bekannten Schreibern angefertigt, die verschiedenen Übersetzungszweigen zuzurechnen sind: 1. Evangelium, Apokalypse, kath. Briefe (datiert 1350); 2. Apostelgeschichte; 3. Paulus-Briefe, Nikodemus-Evangelium. Schreiber Nr. 1 kombinierte die Texte des Neuen Testaments mit Perikopen zu Fest- und Sonntagen im Jahreskreis und Auszügen aus dem Katechismus. Spätere Abschriften, die dieselbe Textzusammensetzung aufweisen und deren Auftraggeber zum Teil bekannt sind, lassen an Nonnen und adlige Laien als Adressatenkreis der Augsburger Bibelhandschrift denken. Die hier gebotene Fassung der Paulus-Briefe verwendete Günther Zainer in seiner Bibelausgabe von 1473. Obwohl die Mundart der Augsburger Bibelhandschrift nach Ostschwaben weist, ist eine Entstehung in oder um Augsburg nicht ganz sicher. Der erste belegbare Aufenthaltsort der Handschrift ist Regensburg, wo sie der spätere Augsburger Bürgermeister Gabriel Ridler 1424 erwarb.

Literatur:

Wilhelm Walther, Die deutschen Bibelübersetzungen des Mittelalters 1, 1889, 356-385

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1, 21978, 517-519

Herrad Spilling, Die Handschriften 2° Cod 1-100 [der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg], 1978, 4-7

'Das hymelreich ist gleich einem verporgen schatz in einem acker', 1987, 25*, 60, Nr. 39

Elke Donalies, Die Augsburger Bibelhandschrift und ihre Überlieferung, 1992 (Rezension Helmut Graser, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 122, 1993, 354-363).