Verlagswesen

Autor: Dr. Hans-Jörg Künast

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Eine Trennung von Verlag, Buchdruck und -vertrieb ist bis in die Neuzeit kaum möglich, da dem Buchwesen der vorindustriellen Epoche eine strikte Arbeitsteilung fremd war. Alle großen Drucker traten in der Regel auch als Verleger und Buchhändler (Buchhandel) in Erscheinung. Selbst kleinere Drucker, Briefmaler, Buchbinder und Papiermacher betätigten sich gelegentlich im Verlagswesen. Der erste wichtige Verleger, der selbst keine Offizin mehr unterhielt, war Johann Rynmann. Für das 16. Jahrhundert sind Georg Willer und Markus Welsers Verlag Ad insigne pinus zu nennen. Im 17. Jahrhundert ragen Johann Wehe d. Ä. und d. J. sowie der Musikverleger Flurschütz heraus. Mehr als 10 große Verlage sind im 18. Jahrhundert festzustellen, deren Bedeutung weit über Augsburg hinausragt. Hierbei sind noch nicht einmal die Kunstverlage der Kupferstecher wie Jeremias Wolff, Martin Engelbrecht oder Johann Andreas Pfeffel und die Musikverlage (z. B. Johann Jakob Lotter) hinzugerechnet. Im 19. und 20. Jahrhundert gab es eine Vielzahl von Verlagen und Verlagsneugründungen, die jedoch, abgesehen von Ausnahmen, nur regionale Bedeutung erlangten. Zu diesen Ausnahmen gehören der nur wenige Jahre in Augsburg ansässige Bärenreiter-Verlag (Karl Vötterle) und der Verlag Böhm & Sohn im Bereich der Musikverlage sowie Weltbild- und WEKA-Verlag, die heute zu den umsatzstärksten Verlagen Deutschlands zählen.

Literatur:

Etienne François, Buchhandel und Buchgewerbe in Augsburg im 17. und 18. Jahrhundert, in: Augsburg in der Frühen Neuzeit, 1994, 332-342

Hans-Jörg Künast, Augsburg als Knotenpunkt des deutschen und europäischen Buchhandels (1480-1550), in: ebd., 240-251

Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, 1997.