Schwenckfeld

Caspar (Schwenkfeld), * 1489 Ossig (Liegnitz), † 1561 Ulm, Reformator

Autor: Dr. Günter Hägele

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Bis 1524 an der Ausbreitung der Reformation in Schlesien beteiligt. Diskutierte 1525 in Wittenberg mit Luther und Bugenhagen über seine Lehre, in erster Linie seinen Zweifel an der realen Gegenwart Christi im Abendmahl. Wegen der Ablehnung der Realpräsenz als Zwinglianer verdächtigt, begab er sich 1529 von Schlesien nach Straßburg. Nach dem Bruch dort mit Bucer folgte er einer Einladung von Bonifatius Wohlfahrt, den er aus Straßburg kannte, und bei dem er nach seiner Ankunft in Augsburg am 2.10.1533 Unterkunft fand. Zu Schwenckfelds Anhängern während seines einjährigen Aufenthalts zählten fast ausschließlich Mitglieder der intellektuellen Elite und des Patriziats: Sybilla Eisler, Tochter des Lorenz Kraffter und ihre mit Jakob Hörbrot verheiratete Schwester, Georg Regel und seine Frau Anna, die nach einer Affäre mit Ludwig Hätzer vorübergehend der Stadt verwiesen worden war, Adam Reissner, Valentin Ickelsamer, Johannes Spreng, Georg Fugger, Lukas und Georg von Stetten, Ulrich Welser sowie Mitglieder der Familien Manlich, Herwart und Walther. Schwenckfeld verbreitete sein spiritualistisch-mystisches Gedankengut v. a. durch eine Vielzahl deutscher Traktate und Sendbriefe. In Augsburg, wo eine Reihe dieser Schriften gedruckt wurde, bildete sich ein bis ins 17. Jahrhundert überlebendes Zentrum der süddeutscher Schwenckfelder. Die ’Schwenckfelder Church’ in Pennsylvania, wohin schlesische Schwenckfelder vor der gewaltsamen Missionierung durch die Jesuiten Anfang des 18. Jahrhunderts ausgewichen waren, zählt heute ca. 2500 Mitglieder.

Literatur:

C.-P. Clasen, Schwenckfeld's friends, in: Mennonite quarterly review 46 (1972), 58-69

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 9, 1995, 1215-1235

Robert Emmet McLaughlin, The freedom of spirit, social privilege, and religious dissent, 1996, 204-207.