Reichspogromnacht

Autor: Hans Hirsch

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Der Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, später beschönigend ’Reichskristallnacht’ genannt, fand auch in Augsburg statt. In den frühen Morgenstunden des 10. November drangen 20-30 Jugendliche in die Synagoge ein und legten ein Feuer, das durch die Feuerwehr gelöscht wurde. Dem Vandalismus in der Synagoge fielen die wertvollen Glasprismenleuchter, die Thorarollen mit dem kostbaren Silberschmuck, Thoraschreinvorhänge und andere Ritualien sowie die Unterlagen der Gemeinde zum Opfer. Die Juden wurden beschuldigt, den Brand selbst gelegt zu haben. Bei Haussuchungen und Ausschreitungen gegen die Geschäfte in jüdischem Besitz kam es zu Plünderungen. Die Schäden mussten in den folgenden Tagen auf Kosten der Betroffenen behoben werden. Die männlichen Gemeindemitglieder wurden im städtischen Gefängnis am Katzenstadel inhaftiert. Nach achttägiger Haft kamen ca. 150 jüdische Männer ins Konzentrationslager Dachau, wo sie mindestens einen Monat blieben. Dort wurde der Rechtsanwalt Leopold Rieser als erster der Augsburger Juden ermordet.

Literatur:

Walter Groos, Juden in Augsburg, in: Augsburger Blätter 5 (1979) H. 1., 66-70

Baruch Z. Ophir / Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945, 1979, 458 f.

Gernot Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben, 1983, 35-41.