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Heinrich, * um 1410/1412 Unterkirchberg bei Ulm, † nach 1476 Dillingen, bischöflicher Offizial, Pfarrer

Autor: Dr. Hardo Hilg

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Studierte seit 1428 in Leipzig (1431/32 Magister, 1436/37 Rektor, 1438/39 Dekan der Artistenfakultät) und seit 1440 in Padua (1441 Lizentiat der Rechte). Verfasste als Domkanoniker und bischöflicher Pönitentiar in Trient um 1450 für die Seelsorger des Bistums einen Traktat über Fragen der Beichte und Absolution (Trient, Bibl. Cap. 156), einen weiteren über das tägliche Breviergebet (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. 421). Ab 1451 Sekretär und später Offizial von Bischof Peter von Schaumberg, dem er auch die Trauerrede hielt (1469). Daneben 1453-1475 Pfarrer von Dillingen. Seine Schriften bezeugen ihn als ebenso aufgeschlossenen wie zeit- und selbstkritischen Beobachter. In der Predigt zum Gründonnerstag 1452 im Augsburger Dom etwa unterzog er alle geistlichen Ränge einer ungeschminkten Kritik ihrer Amts- und Lebensführung. Stellte um 1465 auf Bitten der Dillinger Geistlichkeit seine Passionspredigten der letzten Jahre zu einem Traktat zusammen (u. a. Universitätsbibliothek Augsburg, Cod. II.1. 2° 82). Schlug Melchior von Stammheim 1473 vergeblich die Errichtung einer Benediktineruniversität vor. Briefwechsel mit Leonhard Gessel und Hermann Schedel belegen seine Beziehungen zu Mitgliedern des Augsburger Humanistenkreises um Sigmund Gossembrot.

Literatur:

Friedrich Zoepfl, Heinrich Lur, in: Historisches Jahrbuch 59 (1939), 143-159

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 5, 21985, 1078-1082

Neue deutsche Biographie 15, 1987, 527

Herrad Spilling, Handschriften des Augsburger Humanistenkreises, in: Renaissance- und Humanistenhandschriften, 1988, 74.