Augsburger Lichtmessfeiern

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Maria-Lichtmess-Feiern (2.2.) waren in der römischen Liturgie von alters her mit einer Prozession verbunden. Eine im Ansatz szenische Ausgestaltung dieser Prozession, wie sie sich in zwei Augsburger Liturgica, einer Ordo-Handschrift des 12. Jahrhunderts (Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 3909) und einer Obsequiale-Inkunabel von Erhard Ratdolt (1487) findet, wurde jüngst als Augsburger Lichtmessfeiern in die Literaturgeschichte eingeführt. Während im ersten Fall ein Priester, der den greisen Simeon darstellen sollte, ein Plenar als Sinnbild für den Jesus-Knaben in die Kirche zu tragen hatte, wurde das Buch in der späteren Fassung durch eine Kinderfigur ersetzt. Die ’Aufführung’ wurde von Gesängen des Chores begleitet, ein Redetext war nicht vorgesehen. So sind die Augsburger Lichtmessfeiern neben dem Augsburger Osterspiel ein weiterer Beleg für die auch in Augsburg wirksame spätmittelalterliche Tendenz, liturgische Feiern mit szenischen Einlagen auszuschmücken.

Literatur:

Franz A. Hoeynck, Geschichte der kirchlichen Liturgie des Bistums Augsburg, 1889, 202-204

Karl Young, The drama of the medieval church 2, 1933, 251 f.

Hansjürgen Linke, Drama und Theater, in: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart 3/2, 1987, 207.