Altstadtsanierung

Autor: Prof.Dr. Karin Thieme

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die Rückgewinnung und Revitalisierung der Altstadt als innerstädtisches Wohngebiet war ein Hauptanliegen der Planung in Augsburg über die letzten 20 Jahre. Besondere Aufmerksamkeit galt den Wohnquartieren der Handwerker mit ihrer kleinteiligen Baustruktur und der Maßstäblichkeit eines für die Altstadt typischen Mischgebiets, an dem sich historische Kontinuität ablesen lässt. Die Altstadt erstreckt sich heute auf das Lech- und Ulrichsviertel und weite Teile der Jakobervorstadt. Anfang der 1970er Jahre kam es im Lechviertel zu einem rapiden sozialen und städtebaulichen Verfall. Der aktive Teil der Bevölkerung zog sich aus dem Quartier zurück, die Grundstücke verloren an Wert. Parkplätze, Discountläden oder Lagerhäuser waren typisch für die einsetzende Übergangsnutzung. Neben den im Viertel verbliebenen alten und sozial schwachen deutschen Bevölkerungsteilen drängten vor allem Gastarbeiterfamilien nach, die billigen Wohnraum suchten. Der Ausländeranteil stieg auf etwa ein Drittel. Neben der Sozialplanung waren Modernisierung und Instandsetzung der Gebäude, Neubauten, Straßengestaltung und Bachaufdeckungen, Betriebsverlagerungen und Maßnahmen zur Regelung des Verkehrs die dringlichsten Ziele der Altstadtsanierung. Anfang der 1980er Jahre wurden erste Sanierungsgebiete förmlich festgelegt. Der wichtigste Investitionsanreiz wurde mit der Um- und Neugestaltung der Straßenräume geschaffen. Zur Wiederbelebung der Gassen zählten besonders Bachaufdeckungen, die ein wichtiges Element der Stadtgestalt in Augsburg darstellen und zur Verbesserung der mikroklimatischen Ausstattung unerlässlich waren. Die schmalen Gassen wurden in verkehrsberuhigte Zonen umgewidmet. Die Verbesserung des Wohnumfelds kristallisierte sich dabei als wichtigster Investitionsanreiz heraus. 1976-1995 flossen fast 500 Mio. DM, vor allem auch aus Privathand, in die Altstadtsanierung. Außer den baulichen Veränderungen bewirkte die Altstadtsanierung einen raschen Wandel in der demographischen und der Sozialstruktur der Wohnquartiere. Die Sanierungsgebiete haben sich zu einem dynamischen Stadtraum entwickelt, der heute einen der attraktivsten Wohnstandorte Augsburgs darstellt.

Literatur:

Franz Schaffer, Die Augsburger Altstadt, in: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft München 70 (1985), 5-41

Ders., Angewandte Stadtgeographie, Projektstudie Augsburg, 1986

Karin Thieme, Die Attraktivität der Altstadt, 1987

Altstadtsanierung in Augsburg, 1989

Sanierung in Augsburg, Altstadt im Wandel, 1991

Kulturelle und soziale Einrichtungen im Rahmen der Stadtsanierung, 1996

Lechbäche, Gassen und Straßen, 1996.

Bachaufdeckung (Altstadtsanierung)