Zinngießer

Autor: Prof. Dr. Reinhold Reith

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Seit 1324 in Augsburg nachgewiesen. Sie legierten zunächst das Zinn mit Blei, Kupfer etc. und gossen es dann in Formen. Die Einzelteile wurden danach zusammengesetzt, überarbeitet und die Stadt- und Meistermarke eingeschlagen. Seit dem Spätmittelalter wurden besonders Kannen, Schüsseln usw. hergestellt, daher auch der Name Kannen-, Kanten- oder Kandelgießer. Ab dem 16./17. Jahrhundert wurden Zinngeräte häufig durch Gravur, Stechen oder Punzieren mit Dekor versehen. Eine Spezialität der Augsburger Zinngießer waren runde Dosen mit leicht gewölbtem Deckel und profiliertem Knauf. Fuß- und Randzonen von Gefäß und Deckel wurden mit umlaufenden Friesen aus gepunzten Palmetten und Perlstäben geschmückt. Die profiliertesten Augsburger Zinngießer entstammten der Familie Ruprecht, im 17. Jahrhundert Hans Jacob Ruprecht und im 18. Jahrhundert Sebald (I) Ruprecht, der das beliebte ’Zinn nach Silberart’ fertigte und mehrere Augsburger Meister verlegte. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ging die Bedeutung von Zinnwaren als Gebrauchsgeschirr und als Dekoration v. a. durch die Konkurrenz von Fayencen und Porzellan zurück.

Literatur:

Süddeutsche Zinngießer 1, 1927, 22-68

E. Heller-Winter, Zinngießerkunst in Augsburg, in: Im Glanz des schwäbischen Kunsthandwerks 1, 985, 37-49.