Most

Johann, * 5.2.1846 Augsburg, † 17.3.1906 Cincinnati (Ohio), Sozialist, Anarchist

Autor: Günther Grünsteudel

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Nach Buchbinderlehre (1858-1863) in Augsburg bis 1868 auf Wanderschaft, auch ins benachbarte Ausland. 1867 in der Schweiz erste Berührung mit sozialistischen Ideen. Entwickelte sich zum leidenschaftlichen Agitator für die Rechte der Arbeiterklasse. Es entstanden zahlreiche politische Schriften, u. a. eine leicht verständliche Kurzfassung des ’Kapitals’ von Marx (’Kapital und Arbeit’, <sup>2</sup>1876). Ab 1868 Funktionär der Wiener Arbeiterbewegung; 1870 Verurteilung wegen Hochverrats; 1871 nach Amnestie Ausweisung und Rückkehr nach Deutschland. 1871 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Redakteur in Chemnitz (’Freie Presse’, 1871-1873) und Mainz (’Süddeutsche Volkszeitung’, 1873/74). 1874-1878 Mitglied des Reichstages. 1874/76 wegen seiner Verteidigungsrede für die Pariser ‘Commune’ in Haft. 1876-1878 Redakteur der ’Freien Presse’ in Berlin. Nach Ausweisung aus Berlin im Dezember 1878 Emigration nach London, wo er ab Januar 1879 die Zeitschrift ’Freiheit’ herausgab, dem später führenden Organ der Anarchisten. Wegen seiner anarchistischen Haltung im Mai 1880 Ausschluss aus der Sozialdemokratischen Partei. 1881 in London wegen Verherrlichung des Attentats auf Zar Alexander II. zu 16 Monaten Zwangsarbeit verurteilt; nach deren Verbüßung Emigration in die USA; seit 1883 Mitbegründer, führender Agitator und Organisator anarchistischer Gruppen, insbesondere der ’International Working People’s Association’.

Literatur:

Rudolf Rocker, Johann Most, 1924

Ernst Drahn, Johann Most, 1925

Johann Most, ein Sozialist in Deutschland, 1974

Wilhelm Heinz Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, 1995, 623

Neue deutsche Biographie 18, 1997, 218 f.