Ehinger

Autoren: Wolfgang Wallenta (1) , Redaktion (1-3) , Dr. Gode Krämer (3)

Stand/Quelle/Datum: 15.2.2011

  • 1) Johannes, * 1488 Lauingen, † 1572 Augsburg, evangelischer Pfarrer. Seit 1513 Theologiestudium in Heidelberg. Anschließend Eintritt in das Zisterzienserkloster Kaisheim bei Donauwörth. Wandte sich der Reformation zu. Ab 1531 Diakon bei Heilig Kreuz, 1535 bei St. Johannes; 1537 Pfarrer bei St. Stephan, 1548 bei St. Anna und St. Georg. Am 27.9. 1550 unterzeichnete er die Augsburger evangelische Kirchenordnung. Am 26.8.1551 zusammen mit anderen Pfarrern wegen Ablehnung des Augsburger Interims auf Befehl des Kaisers seines Amtes enthoben. 1552-1555 Pfarrer und Superintendent in Neuburg/Donau. 1555 Rückkehr nach Augsburg, Diakon an der Barfüßerkirche. Sechs seiner elf Kinder wurden Pfarrer oder Lehrer. Die weitverzweigte Pfarrerfamilie prägte durch bedeutende Theologen das kirchliche und schulische Leben in Augsburg über vier Generationen.
  • 2) Elias, * 7.9.1573 Christgarten, † 28.11. 1653 Regensburg, Rektor des Gymnasiums bei St. Anna, Stadtbibliothekar. Enkel von 1). Gymnasium bei St. Anna. Studium der Theologie und Philologie in Wittenberg und Tübingen. 1597-1605 Prediger in Ober- und Niederösterreich. Dort vertrieben, 1605-1617 Rektor am Gymnasium in Rothenburg/Tauber. Ab 1617 Rektor am Gymnasium bei St. Anna, Amtsenthebung 1629 infolge des Restitutionsedikts. 1630 Berufung nach Schulpforta bei Naumburg/Saale. Während der schwedischen Besatzung wieder in Augsburg im Amt. 1635-1649 Rektor der Poetenschule in Regensburg. Von Ehingers ca. 150 Schriften ist der 1633 publizierte Katalog der Stadtbibliothek (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg.) noch heute von Bedeutung. Betätigte sich aufgrund astronomischer Kenntnisse auch als Kalendermacher. Sein ältester Sohn wurde Pfarrer in Rothenburg/Tauber; ein weiterer Sohn, Jurist im Dienst des Grafen von Castell, war 1648 bei den Osnabrücker Friedensverhandlungen (Westfälischer Frieden) anwesend.
  • Der Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Anna (Im Annahof 6) trägt den Namen Elias Ehingers.
  • 3) Gabriel, * 1651/52 Augsburg., † 1736 Augsburg, Zeichner, Kupferstecher, Organist. Sohn des Organisten und evangelischen Predigers Jakob Ehinger. Ausgebildet wohl in der Werkstatt Johann Heinrich Schönfelds, nach dessen Erfindungen er hauptsächlich arbeitete. 1678-1728 Organist bei St. Anna. 1686 durch Heirat Besitzer des Verlages Marx Anton Hannas. Gemälde seiner Hand sind nicht bekannt. Drei Zeichnungen in den Kunstsammlungen Augsburg.

Literatur:

1) Joseph Friedrich Rein, Das gesamte Augspurgische Evangelische Ministerium in Bildern und Schrifften, 1749, 18

Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte, 1881-1911

Bosls bayerische Biographie, 1983, 167

Pfarrerbuch Bayerisch Schwaben, 2001, 44.
2) Johann Jakob Brucker, De vita et scriptis [...] Eliae Ehingeri commentatio, 1724

Karl Köberlin, Geschichte des humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg 1531-1931, 1931, 139-154

Richard Schmidbauer, Die Augsburger Stadtbibliothekare durch vier Jahrhunderte, 1963, 113-124.
3) Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 10, 1914, 390

Augsburger Barock, 1968, 178 f.

Günther Grünsteudel, „Cantate Domino canticum novum“. Zur Geschichte der Musikpflege bei St. Anna, in: St. Anna – eine Kirche und ihre Gemeinde, 2011 [in Vorbereitung].