Augsburger Osterspiel

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Das deutsch-lateinische Augsburger Osterspiel findet sich im Anschluss an die Ostervigil, eingebettet in ein Prozessionale des 16. Jahrhunderts (Feldkirch, Kapuzinerkloster, Ms. Liturg. 1 rtr. m, Bl. 74-92), das aufgrund der verzeichneten Antiphonen zu Altarweihfesten dem Augsburger Dom zugeordnet werden kann. Die Mundart der deutschen Passagen des Augsburger Osterspiels wie auch die Zusammensetzung der Spielszenen (Wehklage der Frauen, Besuch des Grabes, Magdalenenszene, Klage und Wettlauf der Jünger sowie Thomasszene) weisen auf Augsburger Lokaltradition. Die lateinischen und deutschen Gesänge sind mit Hufnagelnoten versehen. Wegen des predigthaften Duktus des Textes denkt Lipphardt an eine Aufführung im Dom zur Zeit der Reformation vor der Rekatholisierung. Die Vorlage könnte dagegen aus dem Fundus des Klosters St. Ulrich und Afra gestammt haben. Wie die Handschrift an den heutigen Aufbewahrungsort kam, ist unbekannt; als Vorbesitzer nennt sich ein ’Macharius ab Herbstheim’ (1598), der bislang nicht in Augsburg nachgewiesen werden konnte.

Literatur:

Das lateinisch-deutsche Augsburger Osterspiel und das deutsche Passionslied des Mönchs von Salzburg, 1978

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1, 21978, 524 f.

Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters, 1986, 109 f.