Bortenmacher

(Bandweber, Bortenwirker, Posamentierer)

Autor: Prof. Dr. Reinhold Reith

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die Bortenmacher fertigten auf dem eingängigen Bandwebstuhl Bänder, Borten und Tressen. Kaufleute bzw. Verleger vergaben die Rohmaterialien (Rohseide) an die Meister und organisierten den Absatz. Durch die luxuriöse Kleidermode des Barock und Rokoko erfuhr die Bandproduktion einen starken Aufschwung: Das Handwerk wuchs von 40 Meistern 1601 bis auf 202 Meister im Jahr 1750; vom Ende des 17. Jahrhunderts bis etwa 1750 war Augsburg ein führendes Zentrum der Bandproduktion in Deutschland. 1722 gründeten die katholischen Bortenmacher die Bruderschaft St. Simpert bei St. Ulrich und Afra, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand. An der Durchsetzung eines kaiserlichen Edikts 1685 und 1719 gegen die Bandmühle (selbsttätig webender Stuhl, auf dem ungelernte Arbeiter mehrere Bänder gleichzeitig fertigen konnten) waren die Augsburger Bortenmacher maßgeblich beteiligt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging die Bandproduktion in Augsburg, bedingt durch die Konkurrenz der protoindustriellen Gewerbelandschaften, wo mit Bandmühlen gearbeitet wurde, zurück. Mit Verbreitung des Jacquardstuhls seit Beginn des 19. Jahrhunderts konnten auch die hochwertigen, gemusterten Bänder, auf die die Augsburger Bortenmacher spezialisiert waren, maschinell gefertigt werden. 1830 arbeiteten noch 30 Meister. 1854 waren die letzten sechs Mitglieder der St.-Simpert-Bruderschaft verarmt, hatten ihr Gewerbe z. T. aufgegeben und lebten in der Fuggerei.

Literatur:

Wilhelm Liebhart, Zur St.-Simpert-Bruderschaft der Augsburger Bortenmacher bei St. Ulrich, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 12 (1978), 108-116

Reinhold Reith, Zünftiges Handwerk, technologische Innovation und protoindustrielle Konkurrenz, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 1985, 2, 238-249

Reinhold Reith, Arbeits- und Lebensweise im städtischen Handwerk. Zur Sozialgeschichte der Augsburger Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert, 1988, 46-48.