Aytinger

Wolfgang, * um 1465 Augsburg (?), † nach 1512, Kleriker

Autor: Dr. Günter Hägele

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Sohn eines Schmieds, studierte seit 1481 an der Universität Köln, dort 1485 Magister. 1496 wieder in Augsburg, bezeichnet sich jetzt als Kleriker, eine Pfründe ist jedoch nicht nachweisbar. Bis 1508 Korrektor bei mehreren Drucken Froschauers, Öglins und Nadlers. Als Autor hervorgetreten mit einem Methodius-Kommentar ’Titulus in libellum sancti Methodii’ (1496 bei Froschauer; bis 1600 mehrfach nachgedruckt, vielfach rezipiert). Das Werk beinhaltet Zitate u. a. aus Texten von Joachim von Fiore, Heinrich von Langenstein, Vinzenz Ferrer und weist Aytinger als belesen und juristisch wie scholastisch gut geschult aus; es reiht sich ein in den Strom vorreformatorischer Schriften, die ihrer Kirchenkritik in eschatologischen Prophezeiungen Ausdruck geben. Die durch die Form der Prophezeiung legitimierte Kirchenkritik ist stark beeinflusst von der gleichzeitig bei Zeissenmair gedruckten ’Reformation Kaiser Sigismunds’.

Literatur:

Friedrich von Bezold, Zur deutschen Kaisersage, in: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse: Sitzungsberichte 1884/13, 585

Friedrich Zoepfl, Wolfgang Aytinger, ein deutscher Zeit-und Gesinnungsgenosse Savonarolas, in: Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte 1 (1935), 177-187

Marjorie Reeves, The influence of prophecy in the later Middle Ages, 1969, 339 f., 352-354.