Berlichingen

Götz von, * um 1480, † 23.7.1562 Burg Hornberg, Reichsritter

Autor: Günther Grünsteudel

Stand/Quelle/Datum: 4.1.2012

  • Der jüngste Sohn des Reichsritters Kilian von Berlichingen wandte sich bereits mit etwa 17 Jahren dem Waffenhandwerk zu. Verlor 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg bei der Belagerung Landshuts seine rechte Hand, die fortan eine mit einem künstlichen Mechanismus versehene Eisenhand ersetzte. Im Verlauf zahlreicher Fehden, in die er verwickelt war, fiel er 1512 und erneut 1516 in die Reichsacht. 1519 wurde vom Schwäbischen Bund (Bündnisse) gefangengesetzt und bis 1522 in Heilbronn in Haft gehalten. Während des Bauernkriegs bestellten ihn die Odenwälder Bauern 1525 zu ihrem Hauptmann. Nach dessen Beendigung wurde er angeklagt und rechtfertigte sich vor dem Reichstag in Speyer 1526 mit der Begründung, er habe die Führung nur angenommen, um Schlimmeres zu verhindern. Im Mai 1528 wurde er auf Betreiben des Schwäbischen Bundes in Blaufelden überfallen und zu der Zusage gezwungen, sich dem Bund zu stellen. Er folgte der Aufforderung, am 27.11. in Augsburg zu erscheinen. Dort wurde er festgenommen und vom 30.11.1528 bis zum 1.3.1530 im Turm des Heilig-Kreuzer-Tors gefangen gehalten (Gedenktafel Heilig-Kreuz-Straße 4) und kam nur gegen die Verpflichtung frei, seine Burg Hornberg nicht zu verlassen. 1542 löste der Kaiser den bereits 60-Jährigen aus seiner Acht, da er seine Dienste im Kampf gegen die Türken benötigte. Nach einem nochmaligen Kriegszug an der Seite des Kaisers diesmal gegen Frankreich (1544) kehrte Berlichingen nach Hornberg zurück, wo er seine letzten Jahre in Ruhe verbrachte. Seine Lebenserinnerungen ('Lebensbeschreibung des Herrn Gözens von Berlichingen', Erstdruck Nürnberg 1731), die trotz mancher Unzuverlässigkeiten ein getreues Gemälde der Sitten jener Zeit, besonders des Adels, geben, dienten Goethe als Quelle für sein Schauspiel.

Literatur:

C. Mezger, Über die Haft des Götz von Berlichingen in Augsburg, in: Jahresbericht des Historischen Vereins im Oberdonau-Kreise 2 (1836), 33-40

Neue deutsche Biographie 2, 1955, 98

Helgard Ulmschneider, Götz von Berlichingen, 1974

Volker Press, Götz von Berlichingen - vom 'Raubritter' zum Reichsritter, in: Ders., Adel im alten Reich, 1998, 333-356

Fränkische Lebensbilder 20, 2004, 17-35.