Wild

Sebastian, † nach 1583 Augsburg, Lehrer, Meistersinger, Dramatiker

Autor: Dr. Elisabeth Wunderle

Stand/Quelle/Datum: 9.2.2011

  • Im Verzeichnis der Augsburger Meistersinger (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Cod. Aug. 218) ist er als Schneider aufgeführt. In der Forschung wird er gelegentlich gleichgesetzt mit Leonhard Sebastian Wild, der mit einer Lehrerin verheiratet und selbst Lehrer war. Als Meistersinger erlangte er, ähnlich wie Onoferus Schwartzenbach, vor allem wegen der von ihm erfundenen Töne (Melodien) Bedeutung. Seine 13 Töne verwendete er in dem Hort (d. h. Lied, in dem jede Strophe eine andere Melodie besitzt) über die Zerstörung Jerusalems. Daneben sind noch weitere 18 Meisterlieder sowie die Begleitverse zu einer Bilderserie aller römisch-deutschen Kaiser für Herzog Albrecht V. von Bayern erhalten. Größeren Ruhm noch erlangte Wild als Dramatiker. Schrieb 12 Theaterstücke lehrhaft-moralisierenden Charakters im Stil des Schuldramas (Erstdruck 1566); Quellen sind vor allem die Bibel (u. a. Weihnachtsspiel, Passionsspiel), daneben Volksbücher und eine Fabel. Wilds Passionsspiel bildet zusammen mit dem Augsburger Passionsspiel aus dem Kloster St. Ulrich und Afra den Ausgangspunkt für das älteste Oberammergauer Passionsspiel und übte auch großen Einfluss auf Passionsspiele in anderen Orten aus, z. B. das 'Erler Osterspiel'.

Literatur:

Wolfgang F. Michael, Das deutsche Drama der Reformationszeit, 1984, 281-286

Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder 13, 1989, 354-366

Von der Augsburger Bibelhandschrift zu Bertolt Brecht, 1991, 216

Helmut Gier, Der Augsburger Meistersinger Sebastian Wild und sein Passionsspiel, in: St. Jakob 650 Jahre, 2005

Manfred Knedlik, „Auff das jr nutz darauß empfangen ...“. Das protestantische Passions- und Osterspiel (1566) des Sebastian Wild, in: Museion Boicum oder bajuwarische Musengabe, 2009, 31-55

Bernhard Jahn, Schultheater jenseits von St. Anna, in: Humanismus und Renaissance in Augsburg, 2010, 217-233.