Evangelische Diakonissenanstalt Augsburg

(Frölichstraße 17)

Autoren: Inge Keil, Petra Ludwig

Stand/Quelle/Datum: 25.8.2009

  • 1) Mutterhaus. Seit 1850 Verhandlungen Augsburger Pfarrer wegen des Einsatzes von Diakonissen in der evangelischen Krankenpflege. 1854 in Augsburg Gründung konfessionell getrennter Zweigvereine des bayerischen St.-Johannis-Vereins; der evangelische Verein kümmerte sich um die Betreuung verwahrloster evangelischer Kinder und betrieb die Niederlassung von Diakonissen in Augsburg. 1855 Beginn mit zwei Straßburger Diakonissen, 1856 Haus mit Pflegestation an der Klinkertorstraße. 1859 übernahmen Diakonissen die Krankenpflege auf der protestantischen Station des Hauptkrankenhauses. 1869 Umzug in das spätere Marthaheim (Inneres Pfaffengässchen 8) mit 25 Diakonissen. 1872 wurde Pfarrer Friedrich Boeckh Inspektor und Leiter der Evangelischen Diakonissenanstalt. Das Vermächtnis der Gräfin Stephanie Guiot du Ponteil, Tochter des Augsburger Bankiers Albert von Frölich, ermöglichte die Errichtung (1891/93) des heutigen Mutterhauses mit Hauskapelle und Krankenhaus in neugotischen Formen (Architekt: Jean Keller). Einzug mit 138 Schwestern am 18.7.1893. 1901/02 Bau eines Altenheims (’Paulinenpflege’), 1913 eines Schwestern-Feierabendhauses (Neubau 1999). Die Zahl der Diakonissen, die seit 1876 auch in über 100 Außenstellen innerhalb der bayerischen Landeskirche in Krankenpflege, Erziehung und sozialem Dienst arbeiteten, erreichte 1936 mit 589 ihren Höchststand. Nach Bombenschäden (1944) und Wiederaufbau (1948/54) seit 1960 Erweiterungs- und Neubauten. Bei Grabungen während der Bauvorhaben bedeutende Funde eines spätrömischen Gräberfelds (4. Jahrhundert n. Chr., Römische Archäologie). 1979 Aussendung zweier Diakonissen nach Moshi (Tanzania) zur Gründung eines Mutterhauses; 1990 Einsegnung der ersten neun Diakonissen der ’Gemeinschaft der Gnade’ in Tanzania (heute dort 83 Diakonissen; Stand: August 2009), 2008 tanzanische Neugründung eines Mutterhauses in Brandt (Südtanzania).
  • 2)Krankenhaus. Einweihung 1893 zusammen mit dem Mutterhaus; erster Leiter Karl Adolf Hagen. Erweiterungsbauten 1910/11 und 1929/30. 1939-1945 Reservelazarett. Kriegszerstörung und Wiederaufbau bis 1952, 1976 Anbau mit vier neuen Operationssälen, 1992 Erweiterung. Heute Belegkrankenhaus mit 140 Betten (Stand: August 2009). Fachrichtungen: Chirurgie, Gynäkologie, Urologie, Anästhesie, Innere Medizin, Ambulantes Zentrum. Angeschlossen eine Berufsfachschule für Krankenpflege (gegründet 1893) zur Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern. 2008 Baubeginn eines neuen OP-Trakts. 2009 Planung eines Krankenhaus-Neubaus (Baubeginn voraussichtlich April 2010; Fertigstellung  2015).
  • 3) Pauline-Fischer-Haus. 1902 Einweihung des Altenheims ’Paulinenpflege’ auf dem Gelände der Evangelischen Diakonissenanstalt. Nach Kriegsschäden und Wiederaufbau 1989 Abbruch. 1992 Einweihung des wie sein Vorgänger nach Pauline Fischer benannten Neubaus mit modernen Einrichtungen für die Altenpflege: 16 Wohn- und 78 Pflegeplätze sowie Räumlichkeiten der Fachschule für Altenpflege (gegründet 1989, dreijährige Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Altenpfleger/in; seit 2008 zweizügig in der Bildungskooperation mit der Arbeiterwohlfahrt und der Hans-Weinberger-Akademie; Aufbau einer Weiterbildung mit Bachelor- und Masterdiplom; Berufsfachschule für Altenpflegehilfe,  Hooverstraße  5).
  • 4) Fachakademie für Sozialpädagogik. Um 1890 Kinderschule am Roten Tor mit Unterricht für Kindergärtnerinnen; 1899 Bau einer Kleinkinder-Bewahranstalt mit Kleinkinder-Lehrerinnen-Seminar auf dem Gelände der Diakonissenanstalt. 1928 staatliche Anerkennung der Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin. 1941-1945 geschlossen. 1967 Neubau von Kindergarten und Seminar, das 1968 Fachschule und 1973 Fachakademie wurde; 2005 Erweiterung in Doppelzügigkeit und Umzug in die Hooverstraße 5; dreijähriger Studiengang zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/in.

  • 5) Ärztehaus mit Tiefgarage, Apotheke, 'diako - das restaurant', neue Themen-Gartenflächen (Einweihung 2007).

  • 6) Tagungszentrum/Hotel. 1987 Errichtung eines Tagungszentrums (max. 300  Personen).  2008  Renovierung und Erweiterung zum 'Hotel am alten Park' (50 Gästebetten und verschiedene Appartements) in Kooperation mit 'diako - das restaurant'.

Literatur:

Friedrich Steinhäußer, Augsburg in kunstgeschichtlicher, baulicher und hygienischer Beziehung, 1902, 137-139

Evangelische Diakonissenanstalt Augsburg, 1993

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 160-164

140 Jahre Augsburger Diakonissen, 1996

Homepage (www.diako-augsburg.de).


Literaturhinweise des Wißner-Verlags:

Historismus in Augsburg - Zwischen Rokoko und Jugendstil: Karl Fieger