Gerhard

(Gerhardt) Hubert, * um 1550 wohl Amsterdam, † 1622/23 München, Bildhauer

Autor: Ulrich Kirstein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Nach Ausbildung und Tätigkeit in Florenz schuf er für Hans Fugger 1581 eine Mars-Venus-Amor-Gruppe für die Brunnenanlage in Kirchheim und ein Bronzeepitaph für Christoph Fugger in St. Magdalena in Augsburg (heute: Victoria & Albert Museum, London). Wirkte in den 1580/90er Jahren mit Carlo Pallago und dem Kemptener Gießer Martin Frey am Hof Herzog Wilhelms V. in München. Erhalten sind u. a. die Bronzegruppe des heiligen Michael an der Fassade von St. Michael in München und zahlreiche Terrakottastatuen im Inneren, Figuren des Wittelsbacherbrunnens und des Perseusbrunnens in der Münchener Residenz. Maßgeblich beteiligt am Grabmalsprojekt Wilhelms V., dessen Figuren an verschiedenste Orte verbracht wurden (z. B. eine Madonna auf die Mariensäule). Im Auftrag des Augsburger Rats plante und modellierte er die Figuren des Augustusbrunnens (1587/94). Obwohl Kaiser Rudolf II. 1604 versuchte, ihn nach Prag zu holen, blieb Gerhard bis 1613 am Hof Erzherzog Maximilians III. in Innsbruck, in dessen Auftrag er an der Ausstattung der Deutschordensresidenz Mergentheim beteiligt war. Verband niederländische und florentinische Stilelemente des Manierismus zu einem eigenständigen Ausdrucksrepertoire und blieb lange Zeit richtungweisend für die süddeutsche Bildhauerkunst, inbesondere für seinen Meisterschüler Hans Krumper.

Literatur:

Neue deutsche Biographie 6, 1964, 278

Welt im Umbruch 2, 1980, 168-174

Dorothea Diemer, Bronzeplastik um 1600 in München, in: Jahrbuch des Zentralinstituts für Kunstgeschichte 2 (1986), 107-177, 3 (1987), 109-163

Dies., Hubert Gerhard und Carlo Pallago als Terrakottaplastiker, in: ebenda 4 (1988), 19-141.