Emailkunst

Autor: Dr. Hannelore Müller

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Als Email bezeichnet man auf Metallträger aufgeschmolzene, meist gefärbte Glasmasse. Goldschmiede verwendeten zu allen Zeiten das Email als Farb- und Schmuckakzent; daher mussten sie in Augsburg mit dem Meisterstück ihre Fähigkeiten in dieser Kunst nachweisen. Es gibt verschiedene Techniken des Emails; sie wechselten mit den Stilperioden. Vom Ende des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Augsburg das Tiefstichemail bevorzugt: Das in den Silbergrund eingeschnittene Flachrelief wird mit transluzidem (d. h. durchsichtigem) Schmelz überzogen, so dass das Metall das Licht reflektiert. Berühmt für seine mit Figuren durchsetzten Ornamentstücke in dieser Technik war David Altenstetter, der seine signierten Platten und Medaillons auch anderen Augsburger Meistern als Schmuckelemente für ihre Werke überließ. Seltener, aber ebenfalls im späten 16. Jahrhundert wurde in Augsburg Emailplastik ausgeführt, bei der die gegossenen, meist goldenen Statuetten (manchmal auch Reliefs) ganz oder teilweise mit Glasschmelz überzogen sind. Schöne Beispiele hierfür bieten die für Ulrich Eberl und Abraham Lotter in Anspruch genommenen Hausaltärchen der Münchener Residenz. Diese Technik fand auch Anwendung bei Goldschmuck. Weit verbreitet war im 17. und 18. Jahrhundert das Maleremail: hier ist das Metall, meist Kupfer, der Malgrund für die einfarbige, opake (d. h. undurchsichtig deckende) Schmelzschicht, in die mit bunten, nacheinander eingeschmolzenen Glasflüssen gemalt wird. Emailmedaillons dieser Art schmücken im Barock und Rokoko nicht nur die Zifferblätter der Uhren, sondern vor allem Kelche und Monstranzen, Toiletten- und Kaffeeservice, können aber auch als eigene Gefäßwände (z. B. bei Bechern oder Tassen) in die vergoldeten Silberfassungen eingepasst werden. Die künstlerisch oft sehr anspruchsvollen Malereien (Blumengebinde, Genreszenen, auch Porträts) wurden von Emailmalern in Augsburg hergestellt, zuweilen wohl auch von den mit der Technik vertrauten Hausmalern. Doch verwendeten Augsburger Goldschmiede vor allem bei gängigen Motiven (biblische Darstellungen) auch aus der französischen Schweiz (Genf) importierte Medaillonserien.

Literatur:

Sylvia Rathke-Köhl, Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, 1964, 63

Ulla Krempel, Augsburger und Münchner Emailarbeiten des Manierismus, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst 3. Folge 18 (1967), 111-186

Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 5, 1967, 2-66

Welt im Umbruch 2, 1980, 51

H. Boeckh, Les arts du feu à Augsburg et à Genève, ou comment différencier les deux écoles 1680-1710, in: Genava N.S. 44 (1996), 81-94.