Cristell

(Christell), Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Christina Dalhede

Stand/Quelle/Datum: 11.1.2012

  • Die Cristell zählten zu den kapitalkräftigen Augsburger Bürgern, die ab 1575 Steuerleistungen um 600 Gulden entrichteten. Ihre Handelsbeziehungen reichten bis nach Leipzig (Messe), Hamburg, Antwerpen, Brügge, Paris, London, Polen und Ungarn. Sie engagierten sich auch im Bergbau und gehörten zusammen mit den Pemer, Hieronymus Kraffters Erben, Zobel, Rehlinger, Stenglin, Hoechstetter und Rentz zu den Augsburger Kaufleuten, die zur Entstehung der Frankfurter Börse (1585) beitrugen. Unter ihren Handelswaren finden sich u. a. Wolle, Barchent, Tuch, Leinwand und Gewürze; vermutlich handelten sie auch mit Vieh. 1581/82 war Christoph Cristell († 1598) mit Nikolaus (I) Pemer und Martin (I) Zobel einer der Hauptstifter des Anna-Kollegs. Nach Heirat mit Ludwig Jenischs Tochter Regina 1572 saß er als Mehrer im Großen Rat. Nachkommen Christoph Cristells (er hatte zehn Kinder) wanderten zum Teil im 17. Jahrhundert nach Danzig, Frankfurt/Main und Schweden aus. In Schweden heirateten sie in adelige Familien ein (z. B. Galla, Kirstein). Andere Familienmitglieder waren Prediger an protestantischen Kirchen Augsburgs. Der Bruder des Zunftmeisters Hans (I) Cristell, Andreas, war mit seinem Sohn Hans Sigmund als Wechselhändler in Frankfurt und Breslau tätig. Zur Familie gehörte vermutlich auch der Salzfertiger Paul Cristell († 1503), der, seit 1459 am Kitzenmarkt nachweisbar, 1498 zu den großen Steuerzahlern in Augsburgs gehörte. Seine Tochter war mit Marx Wirsung verheiratet.

Literatur:

Christel Warnemünde, Augsburger Handel in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und dem beginnenden 17. Jahrhundert, 1956

Christina Dalhede, Handels- und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Schwaben und Tirol, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 82 (1989), 24-38

Dies., Oberdeutsche in Schweden, Diss. Augsburg 1992

Zwei Augsburger Unterkaufbücher aus den Jahren 1551-1558, 1994

Christina Dalhede, Augsburg und Schweden in der Frühen Neuzeit, 1998

Helene Burger / Hermann Erhard / Hans Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben, 2001, 29.