Bistum Augsburg

Autoren: Prof. Dr. Peter Rummel, Redaktion

Stand/Quelle/Datum: 22.12.2011

  • Augsburg war vermutlich bereits in römischer und frühmittelalterlicher Zeit Bischofssitz, der den Metropolen Mailand und später wohl Aquileia unterstand. Doch sind die Namen der frühen Bischöfe legendär, überhaupt ist es unsicher, ob das Bistum nach der alamannischen Besitznahme um die Mitte des 5. Jahrhunderts fortbestand, oder möglicherweise nach Säben/Südtirol verlegt wurde. Ein Zeugnis für christliches Leben bildet die 565 bei Venantius Fortunatus erwähnte Verehrung der hl. Afra. Historisch gesichert ist die Bischofsliste ab Wikterp (um 738). Damals missionierten Magnus und Theodor in Füssen und Kempten. Sie fanden Unterstützung bei der fränkischen Krone, deren Landschenkungen den Grundstock des Hochstifts bildeten.

    Unter Bischof Simpert erfolgte die Vereinigung der Bistümer Augsburg und Neuburg-Staffelsee. Damit waren die Grenzen des Bistums Augsburg, das ab 829 zum Metropolitanverband Mainz gehörte, für etwa 1000 Jahre festgeschrieben: im Norden bis Feuchtwangen, im Westen bis Lorch und Schwäbisch Gmünd, im Süden bis ins Tiroler Lechtal und im Osten bis zum Staffelsee. Unter den 52 Bischöfen des Reichsbistums (843-1803) ragen nicht wenige um Kirche und Reich verdiente Männer hervor, darunter der hl. Ulrich (923-973), der erste Bistumspatron, Embrico (1063-1077), Graf Hartmann von Dillingen (1248-1286), der als letzter Spross seiner Familie den väterlichen Besitz in Dillingen der Augsburger Kirche übereignete, Friedrich Spät von Faimingen (1309-1331), Kardinal Peter von Schaumberg (1424-1469) und Heinrich von Lichtenau (1505-1517). Diese residierten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts vor allem in Dillingen, wo sie 1469-1610 mehrere Bistumssynoden abhielten. Zu Beginn der Neuzeit gab es über 1050 Pfarreien und 750 Benefizien, aufgeteilt auf das Archidiakonat und 39 Landkapitel, außerdem 61 Männer- und 37 Frauenklöster und Stifte.

    Unter Bischof Christoph von Stadion (1517-1543) breitete sich die Reformation im gesamten Bistum aus. Augsburg und die anderen Reichsstädte mit Ausnahme von Schwäbisch Gmünd wurden evangelisch, desgleichen 1534 der augsburgische Teil des Herzogtums Württemberg, 1539 die Grafschaft Oettingen und 1542 das Herzogtum Pfalz-Neuburg, das 1613 durch Wolfgang Wilhelm rekatholisiert wurde. Noch während des Trienter Konzils leitete Kardinal Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) die katholische Reform und Gegenreformation im Bistum ein: 1549 errichtete er in Dillingen ein Collegium Litterarum, das 1551 bzw. 1553 zur Universität erhoben und mit Privilegien ausgestattet wurde. 1559 berief er Petrus Canisius zum Domprediger, übergab 1563 die Universität an die Jesuiten und berief 1567 eine Reformsynode ein. Diese Bemühungen setzte Bischof Heinrich (V.) von Knöringen (1598-1646) fort, der 1610 die letzte Synode des alten Reichsbistums in Augsburg abhielt. Der Dreißigjährige Krieg machte alle Reformen zunichte. Große Teile des Bistums waren verwüstet, das Hochstift hoch verschuldet. Kaum Besserung brachte die auf Knöringens Wunsch erfolgte Berufung des 16-jährigen Erzherzogs Sigmund Franz von Österreich (1646-1665) zum Bischof von Augsburg. Doch unter Bischpof Johann Christoph von Freyberg (1665-1690) setzte die barocke Blütezeit ein. Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern war er weniger Landesherr, mehr geistlicher Hirte. In den folgenden 150 Jahren wurden über 300 Kirchen konsekriert.

    Unter dem letzten Fürstbischof, Kurfürst Klemens Wenzeslaus (1768-1812), zunächst Anhänger, später Gegner der Aufklärung, wurden in der Säkularisation Reichbistum, Hochstift, Domkapitel und 68 männliche sowie 30 weibliche Stifte und Klöster aufgelöst. Die Dillinger Universität, 1773 nach Aufhebung des Jesuitenordens vom Bischof übernommen, wurde in ein Lyzeum umgewandelt. Bei der Neuordnung des bayerischen Kirchenwesens wurde Augsburg dem Metropolitanverband München und Freising zugeteilt. Es verlor 91 Pfarreien in Württemberg und im Lechtal und erhielt dafür 65 links der oberen Iller. Unter den Bischöfen des 19. Jahrhunderts, fast alle vom König mit dem Personaladel ausgestattet, ragt Pankratius von Dinkel (1858-1894) hervor, der sich für die Erneuerung des kirchlichen Lebens, den Wiederaufbau der Klöster und die Konsolidierung des katholischen Vereinswesens einsetzte, während im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Maximilian von Lingg (1902-1930) die Aktivitäten des Bistums bestimmte.

    Nach 1945 haben Josef Freundorfer (1949-1963) und Erzbischof Josef Stimpfle (1963-1992) entscheidend das Leben der Diözese geprägt. Über 190 Kirchen wurden gebaut oder erweitert, 1971 die Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen in die neue Universität Augsburg eingegliedert, 1974 die Diözese in acht Regionen und 35 Dekanate mit 1020 Pfarreien eingeteilt und 1987 das neue Priesterseminar in Augsburg von Papst Johannes Paul II. geweiht. 1990 wurde erstmals seit 1927 wieder eine Synode einberufen. Das 13.250 qkm große Bistum mit derzeit rund 1,36 Mio. Katholiken umfasst 36 Dekanate und 1001 Pfarrgemeinden, von denen derzeit 685 in 201 zum 1.9.2010 errichteten Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind (Stand: 31.12.2010).

Literatur:

Friedrich Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, 1955

Ders., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Reformationsjahrhundert, 1969

Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 1967 ff.

Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945, 1983

Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648-1803, 1990

Lexikon für Theologie und Kirche 1, 31993, 1225

Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448-1648, 1996

Das Bistum des hl. Ulrich, 1997

Wolfgang Wüst, Das Fürstbistum Augsburg, 1997

Homepage (www.bistum-augsburg.de).