Augsburger Heiligkreuzspiel

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Das um 1495 aufgezeichnete spätmittelalterliche Legendenspiel findet sich in derselben Handschrift wie das Augsburger Georgsspiel (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Cod. H 27). Im Gegensatz zum Georgsspiel ist das Augsburger Heiligkreuzspiel nicht in Augsburg, sondern, seiner Mundart nach zu schließen, in Südtirol entstanden. Beide Texte weisen aber eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf, die die Zusammenführung in eine Handschrift plausibel machen. Beide stützen sich in ihrem Handlungsgerüst auf die Darstellung des jeweiligen Stoffes in der ’Legenda aurea’ des Jacobus de Voragine, beide setzen den eigentlichen Schwerpunkt auf die durch die Wundermacht Gottes bewerkstelligte Bekehrung der Heiden bzw. Juden, beide intendieren ein Überspringen des Bekehrungsgedankens auf das Publikum, beide beziehen sich auf die Patronate der zwei in Augsburg beheimateten Augustiner-Chorherrenstifte St. Georg und Hl. Kreuz. Speziell das Augsburger Heiligkreuzspiel könnte auch mit der hier seit Ende des 12. Jahrhunderts blü­henden Bluthostien-Wallfahrt zusammenhängen. Seinen Stoff bezieht das Augsburger Heiligkreuzspiel aus den Legenden, die sich um die Auffindung des Christus-Kreuzes durch die Kaiserin Helena (4. Jahrhundert; Fest 3.5.) und seine Wiedergewinnung und Erhöhung durch Kaiser Heraklius (7. Jahrhundert; Fest 14.9.) gebildet hatten. Für beide Komplexe war je ein Spieltag vorgesehen; Aufführungen in Augsburg sind nicht bezeugt.

Literatur:

Elke Ukena, Die deutschen Mirakelspiele des Spätmittelalters 2, 1975, 473-544

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1, 21978, 528-530

Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters, 1986, 49-51

Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache 1, 1988, 250 f.