Andachtsbild

Autor: Prof. Dr. Günther Kapfhammer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Augsburg war im 17. Jahrhundert das deutsche und im 18. Jahrhundert das europäische Zentrum der Andachtsbild-Produktion. Der intensive Handel mit kleinformatigen Heiligenbildern setzte in Augsburg Mitte des 16. Jahrhunderts ein; auf dem Land wurde die Ware z. T. von Hausierern vertrieben. Das Andachtsbild konnte in Augsburg auf den Traditionen des 15. Jahrhunderts aufbauen, als die Stadt neben Nürnberg süddeutsches Zentrum der Miniatur-, Karten- und Briefmaler sowie des Buchdrucks und des Holzschnitts war. Der Kupferstich des 16. Jahrhunderts ermöglichte die Großserienproduktion, die insbesondere dem kleinen Devotionalbild zugute kam. Der Vertrieb erfolgte nun über den organisierten Kunsthandel. In Augsburg begann die Zeit der großen Kupferstecher- und Verlegerfamilien. Die Künstlerdynastien der Kilian, Küsel, Wolfgang und Bodenehr entwickelten einen international verbindlichen Stil der Darstellung religiöser Szenen mit reicher Allegorie, Symbolik und mythologischen Anspielungen. Daneben widmete man sich dem handgemalten Pergamentbild, dessen Absatz sich im späten 17. Jahrhundert rasch verbesserte und ein lukrativer Geschäftszweig der Augsburger Briefmaler war. Im 18. Jahrhundert brachte die Großproduktion (z. B. KlauberGötz) gleichzeitig den qualitativen Niedergang des Andachtsbildes.

Literatur:

Adolf Spamer, Das kleine Andachtsbild vom XIV. bis zum XX. Jahrhundert, 1930

Wolfgang Brückner, Populäre Druckgraphik Europas: Deutschland vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, 1975

Lexikon für Theologie und Kirche 1, 31993, 1615 f.