Schneider

Hans, * um 1450 Ostallgäu oder Augsburg, † um 1513/14 Nürnberg ?, Sprecher, Spruchdichter

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Erstes Zeugnis seiner Tätigkeit als politischer Publizist ist ein Spruch über Absetzung und Hinrichtung des Bürgermeisters Ulrich Schwarz. Wahrscheinlich stammen auch die insgesamt nur den kleineren Teil seines Œuvres ausmachenden Reimpaargedichte aus der Augsburger Zeit; sie sind unikal in Hausbuch-Sammlungen von Valentin Holl und Simprecht Kröll überliefert. Spätere Spruchdichtungen, die wiederum aktuelle Ereignisse zum Inhalt haben, verfasste er als Sprecher und Hofpoet Herzog Christophs von Bayern († 1493) bzw. als ’kuncklich mäystat poett’ Friedrichs III. und Maximilians I. Die Nähe zum Kaiserhof hat er mit den nach Bildung und Wirken ganz anders gearteten Peter Grünpeck und Erasmus Ammann gemeinsam. Seit 1501 Bürger von Nürnberg, wo er sich um ein städtisches Amt bemühte, stattdessen aber mehrfach mit der Zensur in Konflikt geriet, wenn er gegen das Patriziat Partei ergriff oder es versäumte, die Genehmigung für die Drucklegung seiner Werke einzuholen. Nach einer Anklage wegen ’Rumorens’ und Diebstahls 1511 und einem letzten deutschen Spruch von 1513, der ihm wiederum Ärger wegen der ’darin verleibten giftigen mainungen’ eintrug, gibt es keine weiteren Zeugnisse mehr von ihm. Mit der Aufzeichnung zweier Sprüche besitzt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (4° Cod. Aug. 251) vielleicht ein Autograph des Dichters.

Literatur:

Hanns Fischer, Studien zur deutschen Märendichtung, 21983, 177-180

Dieter H. Meyer, Literarische Hausbücher des 16. Jahrhunderts 2, 1989, 739 f.

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 8, 21992, 786-797.